Pilgern

Pilgern – lange verschollen und wieder entdeckt

Ich weiß nicht wie es Euch geht, ich habe das Pilgern für mich entdeckt.

Wie kam es dazu?

Wenn Freunde beim Gitarrespielen und Biertrinken zusammen sitzen, werden die verschiedene Ideen geboren. Die einen sind ganz sinnvoll die andere eher sinnlos. Ich denke Ihr wisst was ich meine 😉

Was bringt das Pligern für einen?

Blasen, körperliche Grenzen… Ja gehören auch dazu. Für mich ist es die Gemeinschaft mit anderen den Weg teilen, den Weg den die Füße gehen und den Weg den der Kopf geht.
Bin ich Gott näher gekommen? Da müsst Ihr Gott fragen – ich denke ja. Pilgern ist für mich eine Auszeit vom Alltag und nicht eine Wandertour, obwohl es in Teilen ähnlich ist. Der Unterschied zwischen Pilgern und Wandern ist die Kopfarbeit. Beim Pilgern beschäftige ich mich bewusst mit meinem Glauben. Ob Pilgern für Dich auch etwas ist, muss Du selbst erfahren. Frag in Deiner Gemeinde oder Kirchenkreis nach, es gibt immer einen der schon mal pilgern war.

Pilgern = Jakobsweg

Ein ganz klares Nein. Es gibt sehr viele und schöne Pilgerwege auch im Norden. Ich kenn den Jakobsweg nicht. Vielleicht kommt mal der Tag, dass mich der Weg reizt und ich anfange den Weg zu gehen. Stand 2021 bin auf zwei unterschiedlichen Wegen gepilgert, den Sigwardsweg und den Loccum-Volkenroda Weg. Beide Wege habe ich in mehreren Etappen gelaufen. Gerade als durchtrainierter „Büro-Arnold“ sind 100 km in 4 bis 5 Tagen eine Leistung die ihren Tribut fordert.

Mache ich weiter?

Ja auf jeden Fall. Mir bringt es immer wieder was und jeder der einmal raus aus seinen Alltag möchte, sollte es ausprobieren. Es ist keine Schande die Etappe nicht schaffen und den Rest mit Bus oder Taxi zu fahren oder die Tour abzubrechen. Es ist das Leben, was dazwischen funkt und manchmal auch der Körper der die Strapazen nicht aushalten kann. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Wenn die Füße bzw. Zehen blutig gelaufen sind und jeder Schritt nur schmerzt, geht es dann nicht weiter. Wir haben alle ein Leben unabhängig vom Pilgern und da werden wir jeden Tag gefordert. Es bringt also nichts, wenn wir mit aller Gewalt versuchen zu Pilgern. Das gesunde Maß aus machen und nicht machen entscheidet.

Was nehme ich mit?

Alles was Du denkst, was Du brauchst ist zu viel. Was meine ich damit? Bei meiner ersten Pilgertour hatte ich einen sehr großen Rucksack mit 15 kg Gepäck, Gedöns und Proviant. Gebraucht habe ich nicht einmal ein viertel davon. Ja wir haben vorher zusammen gesessen und darüber gesprochen, habe ich es geglaubt? Nein!

Meine Empfehlung für 5 Tage:

  • Rucksack für Deine Rückengröße mit max. 40 l Fassungsvermögen (je kleiner, desto weniger die Versuchung mehr mit zunehmen)
  • Unterhosen mit etwas Bein, damit die Oberschenkel nicht aneinander scheuern.
  • T-Shirt, schnell trocknend. Ich nehme Wanderhemden, die haben gleich noch eine UV-Schutz dabei.
  • Wanderhose, wenn Platz eine zum Wechseln (aber das ist schon Luxus).
  • Wanderschuhe, je nach Gelände über den Knöchel. Lass Dich beraten und nehme dir Zeit. Du läufst den ganzen Tag in den Schuhen…
  • passende Wanderstrümpfe, am Besten schon mal getragen und ein Paar zum Wechseln. Ja es kann riechen, aber deine Füße werden es Dir danken. Trockene Füße vermeiden das Risiko der Blasen.
  • Zippbeutel. Praktisch als Brotdose oder zur Aufbewahrung von Dokumenten (Pilgerpass) und allen was Wasser nicht so gut verträgt.
  • Regencape, Regenhose und Ruchsackhusse. Warum keine Regenjacke? Finde das Cape praktischer, da es auch über den Rucksack gezogen werden kann und ich schwitze unter eine Cape nicht so.
  • Blasenpflaster in allen verschiedenen Größen. Es gibt Stellen am Fuß da wäre ich vorher nie auf die Idee gekommen mir dort eine Blase zu laufen.
  • Waschzeug ist eigentlich klar. Ich nehme immer noch einen feuchten Waschlappen im Zippbeutel mit. Besser als ein Feuchttuch 🙂
  • Pilgerstab, ist schön aber kein muss. Vor ein paar Jahren habe ich welche mit einem Freund zusammen angefertigt für die ganze Gruppe. Meiner ist dabei zu schwer geworden. Ich nehme ihn trotzdem immer wieder mit. Ja es gehen auch Wanderstöcke oder Walkingstöcke. Der Stock ist sehr praktisch, da er gut als Stütze dienen kann und für Lockerungsübungen am Wegesrand eignet er sich gut als Sportgerät.
  • Liederbuch
  • Mütze oder Hut, keine Haare kein Schutz.
  • kleine Handtuch
  • Wasser 0,5 Liter im Mehrwegflaschen bzw. 2 mal 0,5 Liter Wasser. Inzwischen gibt es immer mehr Kirchen die für Pilger Wasser anbieten und dann wird leer gegen voll getauscht.

Es kommt schon einiges zusammen. Proviant hatte ich bei meiner ersten Tour dabei für alle Tage. Voll der Fehler. Wo pilgere ich denn? Überall lässt sich ein Bäcker oder Supermarkt finden und auch an einem Sonntag. Und ein frischer Kaffee tut so seine Wunder.

Unterkunft

Bei der ersten Tour habe ich gedacht „zu einfach muss es nicht sein“. Inzwischen: ein sauberes Bett ist ein muss. Alles andere ist schön, aber nicht notwendig. Das sagt der Mann, der nachts die wilden Tiere vertreibt und Bären Angst bekommen…. Ihr wisst was ich meine 😉 …. Ihr müsst entscheiden was für Euch wichtig ist. Wenn Ihr die Möglichkeit habt eine Unterkunft mit Mahlzeit zu buchen, macht es. Abends wenn Ihr angekommen seit, wollt ihr nicht noch mal los, der Kopf vielleicht, aber der Körper?
Wir haben die Unterkünfte immer vorher gebucht, so hatten wir ein Ziel und bei einer Gruppe von 6 bis 8 Personen spontan was zu finden ist nicht so einfach bzw. fast unmöglich. An einer Unterkunft denken wir gerne zurück, es war in Buchholz im Gemeindehaus. Wir wurde dort sehr herzlich empfangen und hatte im Saal unsere Luftmatrazenlager aufgebaut. Es war sehr gemütlich dort.
Klar hatten wir auch schon Unterkünfte, da wären wir am liebsten schreien weggelaufen, aber nach 20 km läufst Du nicht mehr, sondern ergibst dich deinem Schicksal. Wie gesagt mit einer Gruppe eine Unterkunft spontan zu finden ist nicht einfach.

Kosten

Geld spielt eine Rolle, auch beim Pilgern. Denn eine Unterkunft ist nicht umsonst, Essen möchtest Du auch und unterwegs mal ein Kaffee mit Kuchen gibt es auch nicht fürs singen. (liegt vielleicht daran, das Singen nicht zu meinen Stärken gehört)
Bis jetzt bin ich mit 50 bis 80 Euro pro Tag sehr gut ausgekommen. Es hängt davon ab, was für Unterkünfte Du hast. Somit sind schnell 250 Euro in 5 Tagen ausgegeben. Klingt erstmal abschreckend, ist hier in Deutschland schon sehr günstiges pilgern. Wie es in anderen Ländern aussieht, kann ich Dir nicht sagen, da fehlt mir die Erfahrung.

Was noch?

Später möchte ich hier noch ein paar Worte zu den bisherigen gegangenen Pilgerwege hinterlassen. Wann ich dazu Zeit finde, weiß ich noch nicht. Habt Geduld, oder schreibt mich an. Dann erzähle Euch persönlich von den Wegen.